Co-Leitung:
Susanne Behling
Thomas Haag

Wissenschaftlicher Beirat:
Luise Reddemann

Enaktive Trauma-Diagnostik und Therapie bei traumabezogener Dissoziation der Persönlichkeit 
- Fortgeschrittenenkurs (Teil 4-6) -


mit Ellert Nijenhuis

Der Kurs ist für Kollegen gedacht, die den Basiskurs über traumabezogene Dissoziationen der Persönlichkeit besucht haben und ihr Verständnis und ihre Fähigkeiten, chronisch traumatisierte Patienten zu behandeln, erweitern möchten. Der Kurs zielt darauf ab, praktische Fähigkeiten und veränderungsinduzierende Interventionen zu diskutieren und zu praktisch lernen. Die dabei vermittelten Kompetenzen und Interventionen entspringen den theoretischen Erörterungen in „Das verfolgte Selbst" und „Die Trauma-Trinität".
Die Teilnehmer sind eingeladen, schwierige klinische Fälle vorzustellen. Diese Fälle werden dazu benutzt werden, Fallanalysen, Behandlungsplanung und spezifische Interventionen praktisch zu üben und die Ausführung der Interventionen kompetent vorzubereiten. Alle Teilnehmer werden an Rollenspielen und Hausaufgabengruppen teilnehmen, so dass sichergestellt ist, dass sie den Kurs mit einem soliden, durch Erfahrungen untermauerten konzeptuellen Verständnis für die Nöte, Bedürfnisse, Gefühle, Gedanken und das Verhalten dissoziativer Patienten verlassen werden. Rollenspiele dienen dazu, die Fähigkeit zur Anwendung klinischer Interventionen, die für die Durchführung der inaktiven Traumatherapie bei komplexen Fällen benötigt werden, zu verbessern.

Auch wenn die Fallbearbeitungen ein breites Spektrum theoretischer und klinischer Themen abdecken, wird jedes der 3 Seminare einen eigenen Schwerpunkt haben.

Teil 4 hat zum Ziel,  die Fähigkeiten der Teilnehmer zu verbessern, die Handlungen und Leiden der Patienten mit einem enaktiven Zugang zu Bewusstseins- und Lebensprozessen zu untersuchen. Dies beinhaltet die kontinuierliche Untersuchung und Verstärkung der Handlungsfähigkeiten der Patienten, ihrer Fähigkeit, zu verstärken, was ihnen hilft,  zu meiden, was sie schädigt und sich von unwichtigem fernzuhalten. Die Teilnehmer lernen auch die strukturelle, dynamische, teleologische (zielorientierte) und phänomenologische Dissoziation der Persönlichkeit des Patienten als eines ganzheitlichen Organismus/Umweltsystems zu beurteilen. Das 1. Wochenende wird sich außerdem damit beschäftigen, wie Therapeuten Patienten darin unterstützen können, in der ersten Behandlungsphase die Angst vor der Diagnose und die  tiefe Angst vor Zusammenarbeit und Bindung zu überwinden.

Teil 5 beinhaltet die Analyse und die Behandlung von Ersatzhandlungen oder Leiden. Dazu gehören Handlungen auf einem niedrigen Funktionsniveau wie Suizidalität und der Abbruch von persönlichen Beziehungen, einschließlich der Beziehung mit dem Therapeuten und dem therapeutischen Team. Das damit verbundene Leiden ist ein Ersatz für schwierigere, aber angemessenere und kreativere Handlungen. Maßnahmen zur Unterstützung von angemesseneren und kreativeren reflexiven und experimentellen Handlungen werden diskutiert und geübt.

Teil 6:  Die Teilnehmer üben, Patienten darin zu unterstützen, ihre traumatischen Erinnerungen zu integrieren. Diese integrative Arbeit kann ein schwieriger psychischer Vorgang sein. Er gelingt oft nur, wenn der Patient dabei das therapeutische Bündnis und Bindungsbeziehung mit den Therapeuten und dem therapeutischen Team beibehält und vertieft. Die Teilnehmer werden die Handlungen oder Leidenszustände kennenlernen, die die Überlebenden von Beziehungstraumatisierung auf sich nehmen, um Bindungsbeziehungen zu entwerten und sie werden lernen, sich anbahnende Brüche in der Bindungsbeziehung  frühzeitig zu erkennen.
Sie werden dann üben, die Patienten dabei zu unterstützen, das therapeutische Bündnis und  die Bindungsbeziehung mit dem Therapeuten und dem therapeutischen Team wieder herzustellen. 

Gleichzeitig sind die Teilnehmer dazu eingeladen, auf die eigenen Reaktionen bei unterschiedlichen Patienten zu achten und aus einer enaktiven Perspektive zu betrachten und zu untersuchen. Dabei werden sie lernen, dass Gegenübertragungsreaktionen und -handlungen als Ersatzhandlungen oder -Leiden verstanden werden können, die anstelle von angemesseneren und kreativeren Handlungen und Reaktionen auftreten, was im klinischen Alltag dies sehr herausfordernd sein kann. Allgemein lässt sich sagen,  dass Gegenübertragungsreaktionen und -handlungen auftreten, wenn die Handlungen und Leiden des Patienten das Verteidigungs-, Fürsorge- oder Selbstbestimmungssystem des Therapeuten so stark aktivieren, dass dieser seine Fähigkeit, integrativ und therapeutisch effektiv zu sein, verliert. Im Kurs werden Möglichkeiten, solche verstehbaren,  aber ineffektiven Aktionen und Gefühle zu erkennen, damit umzugehen und sie zu überwinden erkundet und geübt.

Dozent:
Ellert Nijenhuis
ist Psychologe, Psychotherapeut und Forscher. Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der Diagnostik und Behandlung schwer traumatisierter Patienten, unterrichtet und schreibt viel zu den Themen traumaassoziierte Dissoziation und  dissoziative Störungen. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher „Das verfolgte Selbst" mit O. v. d. Hart und K. Steele sowie „Die Trauma-Trinität: Ignoranz - Fragilität - Kontrolle" Band I-III (2016, 2018).  Er arbeitet mit mehreren europäischen Universitäten sowie der Klinik Littenheid (Schweiz) zusammen und erhielt mehrfach Auszeichnungen der International Society for the Study of Trauma and Dissociation, darunter eine für sein Gesamtwerk.

Bitte beachten Sie:

  • Die Kursteile bauen aufeinander auf.
  • Der Kurs beinhaltet Selbsterfahrungsinhalte. Bitte prüfen Sie, ob und in welchem Umfang Sie eigene Themen dabei einbringen bzw. halten ggfls. Rücksprache mit Ihrer/ Ihrem SelbsterfahrungsleiterIn oder TherapeutIn.

Termine:
Teil 4 am  13.03.
(10 -18 h) - 14.03.2020 (9 -17 h)
Teil 5 am   01.05. (10-18 h) - 02.05.2020 (9 -17 h)
Teil 6 am   23.10. (10-18 h) - 24.10.2020  (9 -17 h)
 

Zusätzlich: Supervisionstag am 15.03.2020 (9-17 h)

Ort:
Teil 4 und Supervisionstag im Grossen Konferenzraum des GKH,  Teil 5 und 6  im Dörthe-Krause-Institut am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke

Seminargebühren:
Komplettbuchung Teil 4-6  (= 3 Seminare, 48 UE): € 1100,-, Einzelbuchung:  € 400,-/ Seminar (16 UE), Imbiss und Getränke inklusive
Supervisionstag: € 275,-  für aktive Teilnehmer (Vorstellung eigener Fälle) und € 175,- für passive Teilnehmer (ohne Vorstellung eigener Fälle)

CME-Zertifizierung:
Zertifizierung durch die Ärztekammer W-L beantragt


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